Ein Kreuzbiss ist eine der verbreitetsten Zahn- und Kieferanomalien im Kindesalter. Experten empfehlen, dass Eltern nicht zögern sollten, ihren Kindern eine Behandlung zukommen zu lassen. Berufsverbände empfehlen eine kieferorthopädische Intervention noch vor dem zehnten Geburtstag.

Was ist ein Kreuzbiss?

Typischerweise sind die Zähne im Oberkiefer in einem breiteren Bogen angeordnet als im Unterkiefer. Dadurch liegen die Spitzen der Zähne oder bei den Backenzähnen die äußeren Höcker des Oberkiefers außen und die Zähne des Unterkiefers etwas weiter innen. Bei einem Kreuzbiss tritt das Gegenteil auf. Einige oder mehrere Seitenzähne des Unterkiefers stehen zu weit außen und die des Oberkiefers zu weit innen. Bei geschlossenem Gebiss treffen die Zähne daher nicht korrekt aufeinander. Zahnärzte sprechen von einem bilateralen Kreuzbiss, wenn diese unvorteilhafte Verzahnung sowohl links als auch rechts auftritt. Bei einem unilateralen Kreuzbiss ist diese Fehlstellung nur auf einer Seite erkennbar.

Ein Kreuzbiss kann ebenfalls die Schneidezähne betreffen. Wenn die Schneidezähne des Unterkiefers vor denen des Oberkiefers stehen, wird dies als frontaler Kreuzbiss oder auch als umgekehrter Überbiss bezeichnet.

Wie kommt es zu einem Kreuzbiss?

Es gibt verschiedene Gründe für einen Kreuzbiss. Zum einen kann eine Zahnfehlstellung dafür verantwortlich sein, dass die Zähne im Oberkiefer nach innen und im Unterkiefer nach außen kippen. Zum anderen kann der Oberkiefer zu schmal sein, was oft genetisch bedingt ist. Seltener ist der Unterkiefer zu breit. Einige Kinder atmen durch den Mund anstatt durch die Nase, was dazu führt, dass die Zunge nicht in der korrekten Position am Oberkiefer ist und dessen Wachstum nicht ausreichend fördert. Langes Daumenlutschen oder ein früher Milchzahnverlust können ebenfalls einen Kreuzbiss begünstigen.

Was sind die Auswirkungen eines Kreuzbisses?

Ohne Behandlung kann der Oberkiefer in seiner Entwicklung gehemmt werden und zu schmal bleiben, während der Unterkiefer möglicherweise asymmetrisch wächst. Dies führt nicht nur zu Kauproblemen, sondern kann auch das Gesichtsprofil verändern und so ästhetische Probleme verursachen. Da die Zähne bei einem Kreuzbiss nicht korrekt aufeinandertreffen, kann das Kauen beeinträchtigt sein und die Zähne können sich leichter abnutzen. Besonders beim einseitigen Kreuzbiss können die Veränderungen der Mittellinie zu Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich sowie zu Kiefergelenksschmerzen führen, da die Belastung ungleich verteilt ist. Bei Kindern kann ein Kreuzbiss zu Sprachentwicklungsstörungen führen.

Wann sollte ein Kreuzbiss behandelt werden?

Ein Kreuzbiss kann bereits bei Kindern auftreten, die noch ihr Milchgebiss haben. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen in ihrer aktuellen Leitlinie eine Frühbehandlung vor dem zehnten Lebensjahr. Das Ziel ist es, eine Verschlimmerung der Fehlstellung zu verhindern und das Wachstum zu nutzen, um den Kreuzbiss zu korrigieren und eine bestmögliche Entwicklung des Kiefers zu fördern. Auch wenn der optimale Zeitpunkt verpasst wurde oder der Kreuzbiss erst später im Leben auftritt, lohnt sich der Gang zum Kieferorthopäden, um eine passende Therapie zu beginnen. Ein Kreuzbiss kann auch bei Jugendlichen und Erwachsenen korrigiert werden.

Wie kann ein Kreuzbiss behandelt werden?

Die Behandlung hängt vom Schweregrad, der spezifischen Ursache und dem Alter des Patienten ab. In der Kieferorthopädie gibt es verschiedene Geräte zur Behandlung des Kreuzbisses, darunter lose Zahnspangen, funktionskieferorthopädische Geräte, aktive Platten und Zahnschienen. Je nach Befund können auch feste Zahnspangen zur Anwendung kommen. Eine sogenannte Gaumennahterweiterungsapparatur kann das Wachstum des Oberkiefers fördern. Sie wird fest zwischen den Oberkiefer-Backenzähnen angebracht. In manchen Fällen kann eine Operation notwendig sein, um den Kreuzbiss im Erwachsenenalter zu korrigieren, wenn andere Hilfsmittel nicht ausreichen.

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für die Behandlung einer ausgeprägten Fehlstellung wie einem beidseitigen Kreuzbiss bei Kindern. Bei Erwachsenen ist dies nur der Fall, wenn es sich um eine schwere Kieferanomalie handelt, die operativ behandelt werden muss.